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Dr. Patricia Sitzenstock
13 april 2021 Lesezeit 5 Minuten

Chronische Nierenprobleme beim Pferd

Die Funktion und Aufgaben der Nieren

Genauso wie der Mensch haben auch Pferde zwei Nieren. Neben der Leber, dem Darm und der Haut gehört dieses paarige Organ zu dem wichtigsten Entgiftungsorgan im Organismus. Zusammen mit den ableitenden Organen „Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre“ bilden die harnbereitenden Nieren die Harnorgane. Sie dienen der Ausscheidung von Abfall- und Abbauprodukten und regulieren darüber hinaus auch den Salz- und Wasserhaushalt beim Pferd. In der Niere werden außerdem wichtige Hormone gebildet.

Eine maßgebliche Aufgabe der Niere ist die Ausscheidung von stickstoffhaltigen Abfallstoffen aus dem Eiweißstoffwechsel, wie Harnstoff, Kreatinin und Harnsäure. Aber auch alle anderen für das Pferd unbrauchbaren oder sogar giftigen Stoffe wie Toxine oder Medikamenten-Abbauprodukte werden über die Niere entgiftet.

Die Pferdenieren sind mit einem Blutdurchfluss von täglich ca. 6.600 Liter ein sehr gut durchblutetes Organ. Das Blut wird durch die Nieren gefiltert, wodurch die Reinigung und der Abtransport von Abbauprodukten des Stoffwechselprozesses gewährleistet werden.

Ursachen von Nierenerkrankungen beim Pferd

Eine Nierenerkrankung ist meistens auf eine andere vorausgehende Krankheit zurückzuführen. Die Funktion leidet und die Niere erkrankt, wenn diese überlastet ist. Als mögliche Krankheitsverursacher kommen entzündliche Krankheiten oder infektiöse Krankheiten in Frage. Eine Erkrankung der Leber kann schwerwiegende Folgen auf die Funktionalität der Nieren haben. Aber auch nierentoxische Medikamente, wie Entzündungshemmer oder Antibiotika, in einer Überdosierung oder bei einer Langzeitanwendung können die Nieren erheblich belasten oder sogar dauerhaft schädigen. Wenn das Blut nicht mehr mit gleichen Druck durch die Nieren transportiert wird, dann werden diese nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Dies ist beispielsweise bei Koliken, Durchfall und Flüssigkeitsmangel der Fall. Nicht zu unterschätzen ist die Gefahr durch die Aufnahme von Giftpflanzen (Jakobskreuzkraut) und Giftstoffen (Schimmelpilze). Die Nieren können außerdem durch Tumore und erblich bedingte Fehlbildungen geschädigt sein.

Aber auch die Fütterung kann einen erheblichen Einfluss auf die Nieren und somit ihrer Erkrankung haben. Bekommt dein Pferd dauerhaft ein Futter mit einem zu hohem Proteingehalt, erhöht sich die Harnstoffmenge, die durch die Nieren ausgeschieden werden muss. Dies führt zu einer starken Belastung des Nierengewebes. Ebenfalls kann eine andauernde Überversorgung von Calcium und Vitamin D als Ursache von chronischen Nierenproblemen nicht ausgeschlossen werden. Ein Calcium-Überschuss wird bei Pferden nicht über den Darm, sondern über die Nieren ausgeschieden. Ein Überschuss an Vitamin D kann in der Niere zu Einlagerungen von schädigenden Gebilden führen.

Anders als die Leber, kann sich die Niere nur bedingt bis gar nicht regenerieren. Eine geschädigte Pferdeniere bleibt somit ein chronisches, meist irreversibles Problem. Man kann dann nur darauf achten, durch richtig eingestellte Fütterung und der entsprechenden tierärztlichen Betreuung das noch arbeitende Gewebe zu erhalten.

Die Diagnostik von (chronischen) Nierenerkrankungen bei Pferden

Um Nierenerkrankungen bei Pferden diagnostizieren zu können, sind je nach Krankheitsstadium Blut- und Urinanalysen sowie Ultraschalluntersuchungen erforderlich. Gerade bei der Blutuntersuchung sind die Harnstoffwerte (> 6,7mmol/l), die Kreatininwerte (> 177µmol/l) und einige bestimmte Elektrolyte-Werte entscheidend.

Symptome von akuten und chronischen Nierenproblemen bei Pferden

Nierenprobleme gehören zwar nicht zu den häufigsten Erkrankungen bei Pferden, sind aber auch keine Seltenheit. Problematisch an einer Nierenerkrankung ist, dass diese bei Pferden oft erst sehr spät erkannt wird, nämlich wenn der Verlauf bereits chronisch ist. Die Begründung ist: Wenn die Funktionalität der Nieren beim Pferd eingeschränkt ist, so fällt dies aufgrund der ausbleibenden Symptome lange Zeit nicht auf. Hinzu kommt, dass sich die beiden Nieren als paarig angelegtes Organ gegenseitig unterstützen. Nierenerkrankungen sind also bereits chronisch, bleiben dann aber trotzdem erstmal unbemerkt. Auch sind die ersten Symptome oft noch eher unspezifisch und werden somit nicht richtig erkannt oder eingeordnet. Erst bei einem chronischen Verlauf spiegeln sich diese Veränderungen durch klar erhöhte Harnstoff-Werte dann auch im Blutbild wieder.

Typische Symptome, die auch als „Frühmarker“ für chronische Nierenprobleme dienen können:

  • Stumpfes, glanzloses Fell – oft kombiniert mit einem schlechten Winterfell
  • Schlechter oder verlangsamter Fellwechsel
  • Extrem hohe Wasseraufnahme (ständiges Trinken)
  • Verringertes oder häufiges Urinieren, im fortgeschrittenen Stadium sogar mit Blut im Urin
  • Apathie sowie Unruhe können gleichermaßen auftreten
  • Müdigkeit, Schwerfälligkeit. Dies ist die Folge der narkotisierenden Wirkung des Harnstoffs, der sich durch den fehlenden Abtransport im Körper anreichert.
  • Angeschwollene, angelaufene Beine
  • Am Unterbauch auftretende Ödeme (Wasseransammlungen)
  • Appetitlosigkeit gefolgt von starker Abmagerung
  • Bluthochdruck

Nierenerkrankungen werden bei Pferden in 4 Stadien eingeteilt:

  1. Volle Kompensation: Einige Gewebezellen sind bereits beschädigt, allerdings kann die Reserveleistung der Niere diesen Verlust ausgleichen. Im Blutbild sind noch keine veränderten Nierenwerte zu finden.
  2. Kompensierte Retention: Das Blutbild zeigt zwar bereits veränderte Nierenwerte auf, dein Pferd leidet aber zunächst noch nicht an sichtbaren Symptomen.
  3. Präterminales Nierenversagen: Das Blutbild zeigt stark veränderte Nierenwerte auf. Die meisten oben aufgezählten Symptome sind nun klar vorzufinden.
  4. Terminales Nierenversagen: Dieses Stadium steht einer Dialyse oder einer Transplantation gleich. Beim Pferd ist sind diese Optionen jedoch nicht möglich, so dass dies den Tod zur Folge hat.

Die Einstufung in diese vier Stadien lässt deutlich werden, dass akute Nierenkrankheiten bei Pferden durch äußerliche Symptome gar nicht oder erst sehr spät erkennbar sind. Vor allem bei chronischen Nierenentzündungen werden Pferde sehr dünn und antriebslos. Es entstehen Herzprobleme und der Kreislauf versagt.

Daher ist es umso wichtiger, dass du anhaltende Auffälligkeiten bei deinem Pferd ernst nimmst. Denn nur wenn ein Nierenproblem rechtzeitig erkannt und die Ursache abgestellt wird, kann ein Übergang in Stadium 3 und 4 verhindert werden. Nur in diesem Zeitraum besteht die Möglichkeit, dass möglichst wenige Gewebezellen zerstört werden.

Die Niere ist außerdem für die Bildung eines knochenmarkstimulierenden Hormons – und somit indirekt für die Bildung der roten Blutkörperchen – verantwortlich. Dadurch kann auch ein Mangel an roten Blutkörperchen ein Indiz für ein Nierenproblem sein.

Weitere Hinweise geben ein zu niedriger Natriumspiegel sowie eine erhöhte Kalium- und Phosphorkonzentration im Blut.

Medizinische Behandlungsmöglichkeiten bei chronischen Nierenproblemen

Ist eine chronische Niereninsuffizienz vorhanden, geht man von einem irreparablen Nierenschaden aus, denn für Pferde gibt es keine Dialysemöglichkeiten. Durch das regelmäßige Verabreichen von Flüssigkeits-Infusionen zur Anregung der Harntätigkeit durch die Halsvene kann versucht werden, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Leidet dein Pferd außerdem unter Harnsteinen, können diese ebenfalls durch den Tierarzt entfernt werden. Diese Behandlungen machen es gelegentlich möglich, den Krankheitszustand zu stabilisieren. Dein Pferd kann so noch eine längere Zeit relativ unbeschwert weiterleben. Vermeide sowohl bei der Fütterung als auch bei der tierärztlichen Behandlung die Aufnahme von nierentoxischen Substanzen und Medikamenten, wie z.B. Entzündungshemmer oder Antibiotika. Lege ein besonderes Augenmerk auf die Fütterung deines Pferdes. Aber sei dir darüber im Klaren: gerade bei chronisch schwer erkrankten Pferden sind diese Behandlungsmöglichkeiten nicht von dauerhaftem Erfolg. Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, indem du die Entscheidung treffen musst, dein Pferd zu erlösen.

Wichtig: Ziehe bei ersten Anzeichen und auch während des Krankheitsverlaufs immer die qualifizierte Beratung und Betreuung deines Fach-Tierarztes hinzu.

Fütterung von Pferden mit chronischen Nierenproblemen  

Ein Pferd mit einer chronischen Nierenerkrankung kann nicht geheilt werden und benötigt für den Rest seines Lebens besondere Aufmerksamkeit in der Haltung, aber vor allem in der Fütterung. Berücksichtige daher bei bereits erkrankten Pferden, aber auch bei gesunden Pferden, einige relevante Fütterungsempfehlungen:

  • Stelle immer eine ausreichende Wasserversorgung sicher

Pferde sollten 24 Stunden Zugang zu frischem und sauberem Wasser haben. Überprüfe die Selbsttränken regelmäßig, um sicherzustellen, dass diese funktionsfähig sind und nicht zu wenig Wasser herauskommt.

  • Achte auf eine individuelle und bedarfsgerechte Fütterung

Vermeide einen dauerhaften Eiweißüberschuss. Die Eiweißversorgung sollte vor allem qualitativ durch eine optimale Aminosäurenversorgung verbessert werden. Nutze hier eine möglichst vielseitige Fütterung mit Heu, Getreide, Futterhefe, Leinsamen und Soja in jeweils kleinen Einzelanteilen, so dass rechnerisch ein möglichst optimaler Eiweißanteil erreicht wird. Dabei sind hochwertige Kraftfuttermittel mit ausgewogener Zusammensetzung sinnvoller als große Hafermengen.

Der Eiweißgehalt in Pferdefutter wird in vRp Werten (verdauliches Rohprotein) gemessen. Einige Anhaltspunkte zu den Futtergehalten (verdauliches Rohprotein angegeben je kg ursprüngliche Substanz):

  • Weidegras: 15 bis 25g vRp
  • Grasreiches Wiesenheu (Ernte vor der Grasblüte): 80g vRp
  • Grasreiches Wiesenheu (Ernte während der Grasblüte): 60g vRp
  • Grasreiches Wiesenheu (Ernte nach der Grasblüte): 45g vRp
  • Hafer: 85g vRp
  • Weizenstroh: 7g vRp
  • Weizenkleie: 105g vRp
  • Bierhefe, getrocknet: 410g vRp
  • Möhren: 5g vRp
  • Leinsamen: 170g vRp

Füttere auch Vitamine und Mineralstoffe mit Bedacht: Achte auf ein ausgewogenes Verhältnis von Vitaminen und Mineralstoffen. Natrium, Kalium und Vitamine verlieren chronisch nierenkranke Pferde oft übermäßig mit dem Harn, so dass hier eine Ergänzung notwendig sein kann, während Kalzium, Magnesium und Phosphor möglicherweise gleichzeitig schlechter ausgeschieden werden können. Auf diesen „Spagat“ sollte das Ergänzungsfuttermittel Rücksicht nehmen, bzw. nur nach vorheriger Blutanalyse dieser Elemente ausgewählt werden.

  • Nur einwandfreies Futter verwenden

Durch eine falsche Herstellung oder Lagerung können sich in Kraftfutter und in Raufutter, wie Heu und Stroh, Schimmelpilze ansiedeln, welche vor allen die Nieren dauerhaft stark schädigen können.

  • Giftpflanzen sofort entfernen

Prüfe die Umgebung deines Pferdes regelmäßig auf Giftpflanzen und entferne diese unmittelbar.

  • Kräuterkuren für eine gute Nierenfunktion

Regelmäßige Kräuterkuren können die Nierentätigkeit deines Pferdes positiv unterstützen und dafür sorgen, dass dieses wichtige Organ gesund bleibt. Typische harntreibende Nierenkräuter sind Birke, Brennnessel oder Löwenzahn. Mische hierbei die Kräuter für ca. 3 Wochen unter das Pferdefutter. Führe diese Kur ruhig mehrmals pro Jahr durch. Das hat einen durchspülenden Effekt und regt eine erhöhte Urintätigkeit an.

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