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Dr. Patricia Sitzenstock
12 mei 2023 Lesezeit 4 Minuten

Osteochondrose (OC) beim Pferd

Osteochondrose (OC), bzw. Osteochondrosis Dissecans (OCD) sind entwicklungsbedingte Gelenkerkrankungen, die beim heranwachsenden Pferd auftreten. Hierbei ist die Ernährung, bzw. die Versorgung der Knorpel gestört.

Bei der Osteochondrose entstehen winzige Risse im wachsenden Knorpel. Hierdurch lösen sich im Laufe des Wachstums kleine Stücke als Mikrofrakturen vom Knorpel ab. Diese kleinen Stücke, sogenannte Chips, sind frei im Gelenk beweglich und verknöchern.

Meist sind Pferde mit OC/OCD erstmal symptomfrei. Jedoch ist die Stabilität des Knochens gestört, wodurch langfristige Probleme entstehen können. Im Gelenk frei bewegliche Chips können, je nach Größe und Lage, die Beweglichkeit des Gelenks beinträchtigen, zu Lahmheiten, starken Schmerzen und sogar zu Gelenksperren führen.

Je nach Studienlage wird die Wahrscheinlichkeit von OC/OCD bei wachsenden Warm- und Vollblutpferden mit bis zu 68% angegeben, wobei die meisten Quellen zwischen 25% bis 35% eines Jahrgangs liegen. Betroffen sind vor allem die Sprunggelenke, aber auch die Fesselgelenke. Im Huf-, Knie- und Karpalgelenk kommen Chips weniger häufig vor.

Ursachen der Osteochondrose

Bereits bei einem ungeborenen Fohlen wächst der Knochen durch die Bildung von Osteoblasten, welche nach und nach durch die Einlagerung von Calciumphosphat stabil und hart werden. In den Wachstumsfugen (Epiphysenfugen) vermehren sich Knorpelzellen, die dann in Richtung der Diaphyse nach und nach in Knochen umgebaut werden. Als Diaphyse wird der mittlere Teil des Röhrenknochens bezeichnet. In diesem Bereich ist der Knochen hohl und bildet die Markhöhle.

Wenn dein Fohlen zur Welt kommt ist also nur ein Teil des Skelettes verknöchert. Es gibt immer noch große knorpelige Abschnitte und aktive Epiphysenfugen, die deinem Fohlen das Wachsen ermöglichen.

In den ersten Lebensmonaten ist das Längenwachstum der Knochen am stärksten und nimmt bis zum Alter von ca. 6 Jahren kontinuierlich ab. Es endet, wenn alle Epiphysenfugen komplett verknöchert sind.

Im Alter von 24 Monaten sind 90% dieser Wachstumsfugen geschlossen. Vor allem bei den Gliedmaßen ist dies als erstes der Fall, während das Kreuz-Darmbein als letztes mit ca. 6 Jahren verknöchert. Der genaue Zeitpunkt ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich und stark von der Rasse abhängig.

Gleichmäßiges Wachstum von Fohlen – Pavo RatgeberBereits beim ungeborenen Fohlen, aber vor allem im ersten Jahr, benötigt dein Fohlen also viele Mineralien und Spurenelemente sowie Aminosäuren für sein gesundes, gleichmäßiges Knochenwachstum. Zudem ist eine kontinuierliche Bewegung für einen stabilen Knochenaufbau unerlässlich.

Sowohl bei Mängeln in der Ernährung als auch in der Bewegung kann es deshalb zu krankhaften Veränderungen im Knochenwachstum kommen.

Die Osteochondrose beginnt vermutlich bereits beim ungeborenen Fohlen. Sie betrifft meist die Knochen und Gelenke, deren Epiphysenfugen am schnellsten schließen.

Auf Röntgenbildern von Saugfohlen können Osteochodrosen sichtbar sein, die dann im Alter von einem Jahr allerdings wieder verschwunden sind. Hierbei handelt es sich dann nur um eine kurzfristige Störung, die der Körper selbst beheben kann. Meist ist es jedoch so, dass auch zum späteren Zeitpunkt OC/OCD röntgenologisch diagnostizierbar ist.

Osteochondrose ist eine multifaktorielle Erkrankung. Hauptsächlich wird diese durch mangelnde Bewegung, genetische Veranlagung und falsche Fütterung hervorgerufen. Dabei müssen nicht alle Faktoren gleichzeitig auftreten. Bei bester Genetik und ausreichender Bewegung, aber einem Mangel an Mineralien kann OC genauso auftreten, wie bei optimaler Ernährung, ausreichender Bewegung aber genetisch bedingten Wachstumsstörungen.

Deshalb ist es wichtig, ein Augenmerk auf alle möglichen Faktoren von OC/OCD zu legen, um gesunde Fohlen mit stabilen Knochen zu züchten.

Vorbeugen & Behandeln von Osteochondrose

Um Osteochondrose vorzubeugen ist es somit wichtig, diese 3 Hauptfaktoren zu optimieren:

  1. Genetik
  2. Ernährung/Fütterung
  3. Bewegung

Insbesondere bei der Genetik ist dies oft schwer. Als Züchter hat man vor allem bei der Hengstwahl keine Anhaltspunkte, inwieweit dieser OC/OCD an seine Nachkommen weitergibt.

Fällt dir aber auf, dass Fohlen aus einer Stute vermehrt OC/OCD-Befunde haben, die Ernährung und die Bewegung jedoch optimal sind? Dann solltest du dir grundlegende Gedanken über den weiteren Zuchteinsatz der Stute machen.

Eine kontinuierliche Bewegung als Vorbeugemaßnahme ist hingegen einfach umzusetzen. Fohlen sollten sich so schnell wie möglich im eigenen Tempo konstant bewegen können. Das Treiben in der Halle oder Kaltstarts sollten besser vermieden werden.

Für eine gute Knochenentwicklung ist eine optimale Versorgung von Zuchtstute und Fohlen nötig. Vor allem die adäquate Zufuhr von Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen ist wichtig.

Die wichtigsten Nährstoffe, die einen guten Knochenstoffwechsel begünstigen, sind:

  • Mineralstoffe: Calcium, Phosphor und Magnesium
  • Spurenelemente: Kupfer, Zink und Mangan
  • Vitamine: Vitamin D und K

Neben diesen Nährstoffen sind auch eine mäßige Energiezufuhr sowie eine optimale Versorgung mit hochwertigen Proteinen wichtig. Die Mineralien, Spurenelemente, Vitamine und Aminosäuren steuern dabei hauptsächlich ein gesundes Knochenwachstum. Eine gemäßigte Energiezufuhr ermöglicht ein gleichmäßiges Körperwachstum.

Es spielen jedoch nicht nur die absoluten Mengen der Nährstoffe eine Rolle, sondern auch deren Bindungsform und ihr Verhältnis zueinander. Dies ist vor allem bei den Mineralien zu beachten. Mit einem Überangebot von Calcium und einem Mangel an Phosphor oder Magnesium kann der Körper ebenso wenig anfangen wie mit zu viel Magnesium und zu wenig Calcium.

Vermeide allerdings eine Überversorgung von Zink, unter anderem in Kombination mit Kadmium. Diese können sonst als „Kupferhemmer“ agieren und damit sogar OCD-ähnliche Schädigungen hervorrufen.

Ungeborene und neugeborene Fohlen werden in der Regel mit allen lebenswichtigen Nährstoffen ausreichend über die Muttermilch versorgt. Hier ist es jedoch wichtig, dass der Stute bereits optimale Verhältnisse und Mengen an Nährstoffen zur Verfügung stehen. Diese können deinem Fohlen dann über die Stutenmilch zur Verfügung gestellt werden.

Bereits ab dem 14. Lebenstag deines Fohlens kann der enorme Bedarf durch die Stutenmilch allein jedoch nicht mehr gedeckt werden.

Damit dennoch ein optimales Knochenwachstum gewährleistet und einer Osteochondrose bestmöglich vorgebeugt werden kann, ist der Zusatz eines Ergänzungsfutters speziell für Fohlen ab diesem Lebensalter empfehlenswert. Dieses Mineralfutter ist nicht nur als kleine Pellets, sondern auch als Paste erhältlich. Die Mineralpaste ist besonders gut für junge Fohlen geeignet, die (noch) keine Pellets fressen wollen.

Bekommt dein Fohlen ein mineralisiertes Fohlenfutter in der empfohlenen Tagesmenge, benötigt es kein zusätzliches Mineralfutter.

Solange die Wachstumsfugen der Knochen nicht vollständig geschlossen sind, können sich Veränderungen an den Gelenken noch regenerieren. Sollte ein kurzfristiger Mangel an Nährstoffen auftreten, ist der Körper in der Lage, dies noch zu korrigieren. Daher ist es sehr wichtig, rechtzeitig zu reagieren, um einer Osteochondrose vorzubeugen.

Beim ausgewachsenen Pferd ist die Korrektur kleiner Veränderungen auch möglich. Jedoch ist dies für den Körper viel aufwendiger, als wenn bereits im Fohlenalter die Knochenstruktur optimal gebaut wurde.

Behandlung von Osteochondrose

Ein OC/OCD Befund wird nach röntgenologischer Untersuchung der entsprechenden Gelenke gestellt. Betroffen sind vor allem Sprunggelenk oder Fesselgelenk, aber auch Kniegelenk und Hufgelenk. Die Diagnose erfolgt oft beim Röntgen junger Pferde im Rahmen von Körungen, Auktionen oder Ankaufsuntersuchungen, ohne dass das Pferd im Vorfeld Symptome gezeigt hat.

Auffällige Symptome treten meist erst auf, wenn die Chips an Stellen wandern, wo sie Schmerzen und Lahmheiten verursachen. Diese Symptomatik tritt vor allem dann auf, wenn die Pferde intensiver beansprucht und die Gelenke stärker belastet werden. Dadurch kommt es zu Gelenksentzündungen und Knorpelschäden.  

Auch ohne erkennbare Lahmheit deines Pferdes kann ein Chip im Gelenk Ursache einer Schwellung sein. Lasse daher dein Pferd auch bei plötzlich auftretenden Füllungen eines der genannten Gelenke („Galle“) von deinem Tierarzt untersuchen.

Empfehlenswert ist, dein Pferd ab einem Alter von 2 Jahren auf Chips (OCD) untersuchen zu lassen. Bei vielen Züchtern und Pferdebesitzern ist dies bereits zum Standard geworden.

Eine frühzeitige, vorbeugende Operation ist in manchen Fällen sinnvoll, um spätere, gravierende Schäden zu vermeiden. Die Gelenkssplitter (Chips) können mithilfe einer Arthroskopie unter Vollnarkose minimalinvasiv entfernt werden. Nach einer Ruhe- und Regenerationszeit von ca. 6 Wochen ist dein Pferd wieder voll einsetzbar.

Eine sogenannte Chip-OP ist jedoch kostspielig und eine Vollnarkose nie ohne Risiko. Deshalb gilt auch hier, wie bei allen gesundheitsrelevanten Themen: Vorbeugen ist besser als Nachsorgen. Du möchtest mehr zur Fütterung von Fohlen, Absetzern, Jungpferden und Zuchtstuten erfahren? Unsere Pavo Fütterungsberatung hilft dir gern weiter.

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