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Dr. Patricia Sitzenstock
13 april 2021 Lesezeit 5 Minuten

Das Shivering Syndrom beim Pferd

Das Shivering Syndrom wird umgangssprachlich häufig als die „Zitterkrankheit“ bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine neuromuskuläre Erkrankung, die Muskelspasmen auslöst, welche zu Krämpfen im Bereich der Hinterhand führen. Diese Krämpfe erscheinen optisch wie ein Zittern, das je nach Krankheitsstadium unterschiedlich stark ausfällt. In einigen Fällen ist allerdings nicht nur die Hinterhand, sondern auch die Vorderhand oder sogar der Kopf des Pferdes betroffen. Es wird davon ausgegangen, dass die Erkrankung für Pferde schmerzfrei ist. Jedoch können betroffene Pferde ihre zuckenden Muskelbewegungen nicht steuern und leiden oft unter starken Verspannungen. Für das Wohlbefinden deines erkrankten Pferdes ist es daher sehr wichtig, Shivering Symptome durch eine angepasste Pferdehaltung und Fütterung zu lindern.

Welche Ursache hat Shivering bei Pferden?

Obwohl das Shivering Syndrom schon seit einigen Jahren erforscht wird, konnte bislang keine konkrete Ursache für eine Erkrankung festgestellt werden. Es existieren verschiedene Theorien, die sich auf neurologische Ursachen, die Genetik des Pferdes oder sogar Traumata berufen. Generell geht man davon aus, dass die Informationen aus dem zentralen Nervensystem nicht vollständig über die Neurone an die Muskelzellen weitergeleitet werden können. Diese lückenhafte Impulsweiterleitung führt dann zum unkontrolliertem Muskelzucken des Pferdes. Wieso die Informationen des zentralen Nervensystems nicht korrekt weitergeleitet werden können, ist allerdings noch unklar. Eine Studie geht beispielsweise davon aus, dass die Ursache des Shivering Syndroms im Muskelstoffwechsel liegt. Pferde, die an dieser Studie teilgenommen haben, wiesen einen deutlich niedrigen Glykogengehalt in ihren Muskelzellen auf als üblich. Gerade bei Sportpferden oder Pferden, die generell schwere Arbeit leisten, entleeren sich die Glykogenspeicher schneller, was folglich Muskelkrämpfe auslösen könnte. Eine andere Studie geht wiederum davon aus, dass der Abbau von Neuronen im Kleinhirn die Ursache für eine unvollständige Impulsweiterleitung und das damit verbundene Zittern ist.

Welche Pferde sind betroffen?

Rein theoretisch gesehen könnte jedes Pferd, unabhängig von der Rasse, am Shivering Syndrom erkranken. Besonders häufig scheinen allerdings große und schwere Pferde betroffen zu sein. Auch Hengste und Wallache gelten als anfälliger als Stuten. Sportpferde und Pferde mit einem hohen Muskeltonus erkranken ebenfalls häufiger am Shivering Syndrom. Ponys hingegen sind eher selten betroffen.

Wie erkenne ich Shivering bei meinem Pferd? 

Shivering bei Pferden – Pavo Ratgeber Shivering wird häufig bereits in frühen Jahren entdeckt. Betroffene Pferde sind meist zwischen 4 und 7 Jahren alt, wenn die Krankheit erstmals ausbricht. Im Alltag verhalten sich diese Pferde zunächst unauffällig. Allein in gezielten Bewegungsabläufen, wie z.B. Hufe geben oder Rückwärtsrichten, lässt sich eine Problematik erkennen. Je nach Grad der Erkrankung beginnt ein leichtes bis starkes Muskelzittern, die das Pferd nicht eigenständig kontrollieren kann. Das macht es Shivering Pferden beispielsweise besonders schwierig, für einen längeren Zeitraum auf nur 3 Beinen zu stehen. Auch langes Stillstehen verschlimmert die Muskelkrämpfe und sollte weitestgehend vermieden werden. Weitere Symptome für das Shivering Syndrom sind ein ruckartiges nach oben reißen der Hinterbeine oder Probleme beim Abstellen dieser. Anfangs werden Shivering Symptome auch häufig mit dem Hahnentritt oder Kissing Spines verwechselt. Anders als beim Hahnentritt, reißt ein Shivering Pferd sein Bein allerdings ruckartig in die Höhe, verweilt dort für einen kurzen Moment und stellt es dann langsam wieder ab, sobald der Muskelkrampf nachgelassen hat. Auch ein auffälliges Schlagen mit dem Schweif kann ein Anzeichen für das Shivering Syndrom im Bereich der Hinterhand sein.

Shivering kann neben den Hinterbeinen auch die Vorderbeine oder den Kopf eines Pferdes betreffen. An der Vorderhand erkennst du Shivering häufig am Muskelzittern im Bereich des Ellenbogens. Außerdem tendieren erkrankte Pferde dazu, ihre Vorderbeine komplett durchzustrecken, anstatt sie locker und gebeugt anzuheben. Am Kopf lässt sich Shivering an dem typischen, unkontrollierbaren Zucken der Ohren und Augenlider erkennen. In Stresssituationen, z.B. bei Anhängerfahrten oder Tierarztbesuchen, können sich die genannten Symptome sogar verschlimmern. Welche Situationen dein Pferd stressen, ist ganz individuell von seinem Befinden abhängig. Hier kommt es auf dein Einfühlungsvermögen als Pferdebesitzer an, herauszufinden, welche Situationen besonders stressig für dein Pferd sind und wie du diese am besten vermeiden kannst.

Die genaue Diagnose „Shivering Syndrom“ stellt dein Tierarzt mit Hilfe einer Blutuntersuchung. Möchtest du dein Pferd auf Shivering testen lassen, ist es wichtig, dass du ihm 5 Tage vor der Blutabnahme keine Mineralstoffe zuführst, um die Blutwerte nicht zu verfälschen. Bei der Auswertung sollte der Fokus dann auf die Konzentration von Zink, Magnesium, Kupfer, Selen und Mangan im Blut gelegt werden. Generell wird häufig eine Unterversorgung an Magnesium mit Muskelproblemen, wie z.B. Muskelkrämpfen, in Verbindung gebracht. Untersuchungen zeigten allerdings, dass an Shivering erkrankte Pferde nur selten einen geringen Magnesiumwert, oft aber einen zu niedrigen Manganwert im Blut aufweisen. Mangan ist ein wichtiger Mineralstoff, welcher für zahlreiche Stoffwechselvorgänge, wie z.B. den Muskelstoffwechsel und die Knochengesundheit des Pferdes benötigt wird. Wird bei deinem Pferd ein geringer Manganwert festgestellt, ist es also wichtig, diesen entsprechend auszugleichen. Die genaue Dosis der Supplementierung sollte unbedingt immer in Absprache mit dem Tierarzt erfolgen, da eine Überversorgung an Mangan toxisch auf dein Pferd wirken kann. 

Neben einer Auswertung des Nährstoffhaushalts, ist außerdem eine Untersuchung der Leber empfehlenswert. Die Leber ist ein entscheidendes Organ für zahlreiche Stoffwechselfunktionen des Pferdes. Ist z.B. der Leberstoffwechsel gestört, führt dies sehr häufig auch zu Komplikationen im Muskelstoffwechsel. Der Leberstoffwechsel des Pferdes wird größtenteils durch die Fütterung beeinflusst. Hochwertiges Raufutter ist hier das A und O für eine gute Lebergesundheit. Pferde, die Leberprobleme aufweisen, wurden häufig über einen längeren Zeitraum mit Heu, Heulage oder sogar Silage von niedriger Qualität gefüttert. Bist du unsicher, welchen Zustand dein Raufutter aufweist, so kann eine Raufutteranalyse helfen, die genauen Nährwerte zu identifizieren.

Welche Folgen hat Shivering für dein Pferd?

Wie die Ursachen, sind auch die genauen Folgen von Shivering nicht hinreichend bekannt. Experten gehen davon aus, dass die Krankheit für Pferde schmerzfrei ist. Allerdings ist der Krankheitsverlauf immer fortschreitend. Zudem verursachen die Muskelkrämpfe häufig Blockaden und auch starke Verspannungen, die sehr unangenehm für dein Pferd sein können. Im späteren Verlauf der Krankheit geht man außerdem davon aus, dass die Muskulatur des Pferdes abnimmt.

Wie kann ich Shivering behandeln? 

Pferdehaltung beim Shivering Syndrom Da die genaue Ursache für Shivering nicht bekannt ist, existiert leider auch keine Behandlungsmethode, die eine vollständige Heilung verspricht. Allerdings lassen sich die Symptome des Shivering Syndroms häufig durch eine angepasste Haltung und Fütterung lindern:

  •  Ausreichend Platz zur Verfügung stellen, lange Stehzeiten vermeiden

Shivering Pferde benötigen ausreichend Platz, damit durch enge Wendungen oder Rückwärtsrichten keine Verkrampfungen ausgelöst werden. Eine Haltung im Offenstall ist hier ideal, da die Pferde so genug Platz zum Laufen und Wenden haben. Lange Stehzeiten hingegen können die Symptome verschlimmern und sollten vermieden werden. Hierzu zählen ebenfalls lange Zeiträume in der Box oder auf dem Anhänger.

  • Stresssituationen vermeiden

Shivering Symptome können sich in Stresssituationen verschlimmern. Daher ist es besonders wichtig, dass du herausfindest, welche Situationen dein Pferd besonders stressen und wie du diese vermeiden kannst. Für viele betroffene Pferde ist z.B. der Besuch beim Hufschmied sehr stressig, da ihnen das Hufe geben schwerfällt. Wenn möglich, lasse dein Shivering Pferd nicht beschlagen, um den Besuch beim Hufschied angenehmer und kürzer zu gestalten. Benötigt dein Pferd doch zwingend einen Beschlag, kann eine Sedierung hilfreich sein. Auch, wenn das Pferd vor dem Besuch beim Hufschmied bewegt, und die Muskulatur aufgewärmt wird, kann dies dazu beitragen, die Behandlung angenehmer zu gestalten.

  • Den Muskelstoffwechsel durch Training unterstützen

Pferde, die unter leichten Shivering Symptomen leiden, können oft noch problemlos geritten werden. Einige Shivering Pferde gehen sogar hocherfolgreich im Turniersport. Wichtig hierbei ist, dass das Pferd korrekt über den Rücken geritten wird, um die Muskulatur nicht falsch zu belasten. Auch Bodenarbeit kann hilfreich sein, um die Muskulatur weiter zu stärken. Gut ausgebildete Muskeln können die Symptome reduzieren und deinem Pferd helfen, besser mit seinem Körper umzugehen. Wie intensiv du dein Pferd trainieren kannst, ist abhängig von seinem individuellen Krankheitszustand. Bist dir unsicher, wie viel du deinem Pferd zumuten kannst, frage sicherheitshalber deinen Tierarzt um Rat.

  • Blockaden und Verspannungen lösen

Durch das unkontrollierbare Muskelzucken leiden viele Shivering Pferde an Blockaden und Muskelverspannungen. Eine regelmäßige Behandlung durch einen Osteopathen oder Physiotherapeuten kann helfen, diese zu lösen. Auch wohltuende Massagen, z.B. durch Massageputzzeug, können deinem Shivering Pferd helfen sich wohler zu fühlen.

Die Fütterung von Pferden mit Shivering Syndrom 

  •  RaufutterPferde mit Shivering richtig füttern

Die Fütterung von Shivering Pferden sollte in erster Linie aus hochwertigem Raufutter bestehen, welches schimmel-, keim- und staubfrei ist. Heu eignet sich hier in der Regel besser als Heulage, da es einen niedrigeren Säuregehalt ausweist. Silage sollte aufgrund seines sehr hohen Gehalts an Säure generell nicht in der Pferdefütterung verwendet werden. Bei der Vergärung von Silage kommt es zur Bildung Biogener Amine. Diese können bei deinem Pferd Durchfall, Blähungen oder auch Herzkreislauferkrankungen auslösen. Um diesem entgegen zu wirken, baut der Körper deines Pferdes die Biogenen Amine über die Leber wieder ab. Bei einer dauerhaften Fütterung von Silage oder Futtermitteln mit sehr hohem Säuregehalt kann es hierdurch zu einer Leberüberlastung kommen. Ist der Leberstoffwechsel deines Pferdes gestört, beeinflusst dies auch den Muskelstoffwechsel negativ. Ein zusätzlich belasteter Muskelstoffwechsel ist sehr ungünstig für Shivering Pferde und sollte unbedingt vermieden werden. Leidet dein Pferd unter dem Shivering Syndrom, empfiehlt sich also eine Fütterungsbasis aus qualitativ hochwertigem Heu.

  • Vitamine & Mineralstoffe

Hat dein Tierarzt anhand des Blutbildes festgestellt, dass dein Pferd einen Mangel an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen aufweist, sollten diese zunächst einmal ergänzt werden. Basierend auf den Blutwerten kann dein Tierarzt dir hier eine genaue Empfehlung über die Dosierung passender Ergänzungsfuttermittel geben. Ist dein Pferd wieder korrekt eingestellt, kannst du die Vitamine und Mineralstoffe, die es täglich benötigt durch ein vollwertiges Mineralfutter ergänzen, falls du ihm wenig oder kein Kraftfutter fütterst.

  • Kraftfutter

Benötigt dein Shivering Pferd neben ausreichend Raufutter und Mineralfutter, die Zugabe eines Kraftfutters, eignen sich hier besonders getreidefreie und stärkereduzierte Futtermittel, die den Stoffwechsel nicht zusätzlich belasten. Auch eine Versorgung an hochwertigen Aminosäuren wie Lysin ist vorteilhaft für die Muskulatur deines Pferdes.

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