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Dr. Patricia Sitzenstock
27 juli 2022 Lesezeit 5 Minuten

PSSM beim Pferd

Wie Shivering, gehört auch PSSM zu den häufigsten Muskelerkrankungen bei Pferden. Die Abkürzung PSSM steht für "Polysaccharid Speicher Myopathie“. Hierbei handelt es sich um eine Polysaccharid-Speicherkrankheit der Pferdemuskulatur von der oft robuste, gut bemuskelte (Dressur)-Pferde betroffen sind. Die Erkrankung ist erblich bedingt und nicht heilbar. Eine angepasste Haltung und Fütterung können jedoch dazu beitragen, PSSM Symptome erheblich zu lindern.

Verschiedene Arten von PSSM bei Pferden

PSSM wird in PSSM Typ 1 und PSSM Typ 2 unterschieden:

PSSM Typ 1 wird auch als die genetische Variante von PSSM bezeichnet. In diesem Fall wird der verantwortliche Gendefekt von Vater, Mutter oder gleich beiden Elternteilen vererbt. Tragen beide Eltern deines Pferdes den Gendefekt in sich, ist dein Pferd ein sogenannter „Doppelträger“. Die Chance an PSSM zu erkranken ist in diesem Fall sehr hoch. Zudem wird der Gendefekt von Doppelträgern mit sehr großer Wahrscheinlichkeit an ihre Nachfolger weitergeben. Verfügt lediglich ein Elternteil deines Pferdes über den Gendefekt, ist dein Pferd ein „Einzelträger“. Die Chance an PSSM zu erkranken ist in diesem Fall erhöht, jedoch nicht garantiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass Einzelträger den Gendefekt an ihre Nachkommen weitergeben liegt bei ca. 50%. 

Die Ursache von PSSM Typ 2 ist noch nicht vollständig erklärt. Ähnlich wie bei PSSM Typ 1 wird ein Gendefekt vermutet, bestätigt ist diese Ursache jedoch noch nicht. Es existieren viele Varianten von PSSM Typ2 (Typ 2P2 – Px). In der Vergangenheit ging man bei PSSM Typ 2 davon aus, dass aneinandergereihte Zuckermoleküle die Ursache dafür sind. Hierdurch können bestimmte Muskelzellen nicht mehr als Energielieferant genutzt werden. Heute nehmen viele Forscher jedoch an, dass eine negative Stickstoffbilanz, ausgelöst durch einen zu hohen Eiweißverbrauch und geringer Eiweißaufnahme, zum Muskelschwund führt. Die Muskelzelle erhält dann besonders in intensiven Arbeitsphasen keinen Brennstoff und wird zerstört. Dabei entsteht ein „Gift“, welches über die Nieren ausgeschieden werden muss und diese langfristig belastet.  

 

Welche Ursache hat PSSM beim Pferd?

Leidet ein Pferd unter PSSM Typ 1, so ist eine Mutation im Gen GYS1 vorhanden. Diese Mutation kann z.B. von deinem Tierarzt laboratorisch nachgewiesen werden. Wird bei deinem Pferd eine Mutation des Gens GYS1 erkannt, bedeutet dies jedoch nicht gleich, dass es auch an PSSM erkranken wird. Mit einer angepassten Haltung und Fütterung können auch Pferde mit nachgewiesenem Gendefekt symptomfrei bleiben.  

Oft führen große Mengen an leicht verdaulichen Kohlenhydraten zum Ausbruch der Krankheit. Dies lässt sich wie folgt erklären: Nimmt ein Pferd Futter auf, steigt sein Blutzuckerspiegel an. Die Bauchspeicheldrüse reagiert darauf mit einer Ausschüttung von Insulin. Die Muskelzellen von PSSM Pferden reagieren jedoch stärker auf das körpereigene Hormon Insulin, als es bei gesunden Pferden der Fall ist. Langkettige Zuckermoleküle (Polysaccharide) werden in großen Mengen aus dem Blut gefiltert und in der Muskulatur gelagert. Im Normalfall bilden sich diese als Speicher, um die Pferdemuskulatur bei Anstrengung mit Energie zu versorgen. Bei Pferden mit PSSM wird jedoch eine deutlich größere Menge Polysaccharide in den Muskelzellen eingelagert. Dies stört dann die Erregungsweiterleitung der Muskeln, was im schlimmsten Fall zum Absterben der Muskelzellen führt. Für das Pferd entsteht dabei ein unangenehmer Muskelschmerz und der Muskelfarbstoff Myoglobin wird freigesetzt. Durch eine Zu- oder Fehlfütterung an ungeeigneten Futtermitteln wird ständig neuer Zucker nachgeliefert, welcher als Stärke in den Muskelzellen eingelagert wird und die PSSM Symptome deutlich verstärkt.  

 

Welche Symptome zeigen Pferde mit PSSM?

Aufgrund der absterbenden Muskelzellen verlieren PSSM Pferde häufig an Muskulatur. Außerdem gehen sie oft lahm, erscheinen sehr müde und zeigen sich besonders schwerfällig beim Rückwärtsrichten. Bei akutem PSSM spricht man außerdem häufig von „Anfällen“ oder „Schüben“. Je nach aktuellem Krankheitsstand können diese unterschiedlich stark ausfallen: 

Koliksymptome bei PSSM

Leichte Schübe treten meist nach arbeitsintensiven Phasen auf. Das Pferd krümmt den Rücken, zeigt große Bewegungsunlust und versteift die Hinterhand. Auch leichte Koliksymptome sind möglich.

Mittelschwere Schübe treten oft bereits schon während der Arbeit auf. Das Pferd wirkt steif, bleibt stehen und beginnt stark zu schwitzen. Zudem verhärten sich Hinterhand und Kruppe spürbar.

Schwere PSSM Schübe treten ebenfalls während der Arbeit auf. Die Symptome sind ähnlich wie bei einem Kreuzverschlag. Das Pferd zeigt deutliche Anzeichen einer Kolik und beginnt sehr stark zu schwitzen. Es hat extreme Muskelschmerzen, welche es ihm fast nicht mehr ermöglichen, sich fortzubewegen. Die Hinterhand ist kraftlos, das Pferd zittert stark und die Muskulatur verhärtet sich. Außerdem wird dunkelroter bis kaffeebrauner Urin ausgeschieden, welcher auf die Freisetzung des Muskelfarbstoffs Myoglobin beim Absterben der Muskelzellen zurückzuführen ist. 

Sofortmaßnahmen bei PSSM

Leidet dein Pferd unter einem akutem PSSM Schub, ist es sehr wichtig, dass du sofort deinen Tierarzt verständigst. Bis dieser eintrifft solltest du dein Pferd eindecken und ihm ausreichend Wasser zur Verfügung stellen, um eine mögliche Dehydration bei starkem Schwitzen zu vermeiden. Durch eine Laboruntersuchung von Blut und Harn kann dein Tierarzt dann das Ausmaß der Muskelschädigung einschätzen. Jeder PSSM Anfall schwächt dein Pferd, weswegen es sehr wichtig ist, dass diese unbedingt vermieden werden. Nach leichten Anfällen können sich viele Pferde wieder regenerieren, schwere Anfälle können jedoch lebensbedrohlich werden. 

Wie wird PSSM bei Pferden diagnostiziert?

Entdeckst du bei deinem Pferd eines der oben genannten Symptome, ist es empfehlenswert, es von deinem Tierarzt auf PSSM testen zu lassen. Früher war hierfür eine Gewebeentnahme nötig, heute kann PSSM Typ 1 bereits mit einer Blutuntersuchung festgestellt werden. Auch eine Haaruntersuchung kann Aufschluss darüber geben, ob PSSM Typ 1 bei deinem Pferd vorliegt. Der Test, welcher von deinem Tierarzt durchgeführt wird, zeigt ebenfalls an, ob dein Pferd ein Einzel- bzw. Doppelträger ist oder ob kein Gendefekt vorliegt. 

Ist der Test auf PSSM Typ 1 trotz Symptome negativ, besteht die Möglichkeit, dass bei deinem Pferd PSSM 2 vorliegt. PSSM Typ 2 kann im Akutfall durch eine Muskelbiopsie diagnostiziert werden. Inzwischen gibt es auch hier einen Gentest. Dieser ist zwar noch nicht validiert, jedoch deuten erste Erkenntnisse darauf hin, dass dieser Test eine aussichtsreiche Möglichkeit auf eine Diagnose darstellt.

 

PSSM bei deinem Pferd behandeln

PSSM ist ein erblich bedingter Gendefekt und somit nicht heilbar. Die damit verbundenen Symptome können jedoch stark durch eine angepasste Haltung und Fütterung beeinflusst werden.

  1. Fütterung

Da PSSM Pferde vermehrt langkettige Zuckermoleküle einspeichern, ist es grundsätzlich empfehlenswert, auf eine zucker- und stärkearme Fütterung zu setzen.

Raufutter

Fütterung von PSSM PferdenDie Basis einer gesunden Pferdefütterung ist Raufutter. Jedoch enthält nicht jedes Raufutter dieselben Nährwerte. Besonders der Zuckergehalt von Raufutter kann stark variieren: Mit einem Zuckergehalt von 15 bis 20% liegen einige Raufuttersorten sogar weit über vielen Sorten Kraftfutter. Um also eine zucker- und stärkearme Fütterung gewährleisten zu können, ist es wichtig, nicht nur die Nährwerte des Kraftfutters zu kennen, sondern auch das Raufutter einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Ein Raufutter Schnelltest hilft dir dabei, einen genauen Einblick über die Nährwerte deines Raufutter zu bekommen. Achte bei der Auswertung der Nährwerte darauf, dass das Heu für dein PSSM Pferd einen maximalen Zuckergehalt von 10% nicht überschreitet. Natürlich gilt hier: Je niedriger der Zuckergehalt, desto besser. 

Fütterungstipp!

Dein Heu hat einen Zuckergehalt von über 10%, aber ein Wechsel der Raufuttersorte ist aktuell nicht möglich? Kombiniere es in diesem Fall mit einem zuckerreduzierten Raufaser Produkt, wie z.B. Pavo SpeediBeet, um die Zuckerzufuhr durch dein Raufutter zu reduzieren.

PavoBeratungPatricia Dr. Sitzenstock

Kraftfutter     

Wenn du deinem Pferd zusätzlich ein Kraftfutter oder Mash fütterst, dann verzichte am besten auf Getreide und Melasse, um auch hier eine zucker- und stärkearme Fütterung einzuhalten. Für dein Freizeitpferd genügt häufig bereits eine Fütterung mit ausreichend hochwertigem Raufutter in Kombination mit einem Mineralfutter, um es optimal mit allen Nährstoffen zu versorgen und seinen Erhaltungsbedarf zu decken. Hat dein Pferd einen leicht erhöhten Energiebedarf, ist eine Zufütterung von einem getreide- und melassefreien Kraftfutter sehr gut geeignet. Ergänze das Kraftfutter mit einem eiweißreichen Futterzusatz oder Topping, sollte bei deinem Pferd der Energie- und Eiweißbedarf erhöht sein. Bei moderatem bis stark erhöhtem Energiebedarf sollte anstelle von Stärke eher auf Fett als Energieträger gesetzt werden. Hierzu eignen sich besonders Pflanzenöle, wie z.B. Leinöl. Entscheidest du dich dazu, deinem Pferd Öl zuzufüttern, ist es sehr wichtig, es zunächst langsam daran zu gewöhnen, um seinen empfindlichen Verdauungstrakt nicht zu belasten. Beachte dabei auch, dass die Verdauungskapazität an Ölen bei deinem Pferd begrenzt ist. Eine Menge von 1 bis 1,5 ml Öl pro kg Körpergewicht sollte nicht überschritten werden. Außerdem ist es sehr wichtig, die Futterration deines Pferdes so konstant wie möglich zu halten. Häufige Wechsel von Futtermitteln belasten den empfindlichen Magen-Darm-Trakt deines Pferdes. Um den Stoffwechsel so wenig wie möglich zu irritieren, füttere deinem Pferd im Idealfall täglich dasselbe Futter zu ähnlichen Tageszeiten. Möchtest du z.B. das Kraftfutter umstellen, gewöhne dein Pferd langsam an die neue Futtersorte und mische es zunächst dem gewohnten Futter bei. Dieses kann dann nach und nach reduziert werden, bis dein Pferd vollständig an die neue Futtersorte gewöhnt ist. 

 

Vitamine & Mineralstoffe 

Eine optimale Versorgung an Vitaminen und Mineralstoffen ist ebenfalls entscheidend. Besonders der vollständige Bedarf an Selen sollte bei deinem PSSM Pferd gedeckt sein. Hat dein Tierarzt PSSM bei deinem Pferd diagnostiziert, ist es üblich, dass er sich bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen gleichzeitig den Selenwert anschaut und darauf achtet, dass dieser dem Normwert entspricht. Erhält dein Pferd weniger als 1,5 kg Kraftfutter pro Tag, empfiehlt sich grundsätzlich die Fütterung eines vollwertigen Mineralfutters, um es optimal mit allen Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen. 

Auch eine ausreichende Versorgung an Vitamin E ist wichtig, um die Muskulatur deines Pferdes optimal zu unterstützen. Spezielle Ergänzungsfuttermittel können hier besonders hilfreich sein. 

  1. Bewegung

Wie jedes andere Pferd, benötigt auch ein PSSM Pferd ausreichend freie Bewegung an der frischen Luft. Hier stehen vor allem ausreichend Paddock- und Weidezeiten im Vordergrund. Achte für dein PSSM Pferd jedoch darauf, dass es nicht zu viel reichhaltiges Gras aufnimmt. Begrenze hierfür z.B. die Weidezeit oder lasse es mit einem Maulkorb grasen. 

Auch Training, bestehend aus Bodenarbeit oder Reiten, ist für PSSM Pferde erlaubt und wichtig für die Abwechslung im Alltag. Passe die Arbeit mit deinem PSSM Pferd jedoch immer seinem aktuellen Trainings- und Gesundheitsstatus an und achte darauf, es nicht zu überfordern.

  1. Medikamente

Bei PSSM wird eine dauerhafte Zugabe von Medikamenten nicht zwingend benötigt. Alleine während akuten Schüben können entzündungshemmende und schmerzlindernde Mittel nützlich sein, um deinem Pferd seinen Alltag angenehmer zu gestalten. Stimme dich vor der Verabreichung von Medikamenten immer mit deinem Tierarzt ab. 

Wie du siehst, kann dein PSSM Pferd mithilfe einer angepassten Haltung und Fütterung ein nahezu normales Pferdeleben führen. Jedoch solltest du diese Krankheit nicht unterschätzen und dich regelmäßig mit deinem Tierarzt über den aktuellen Zustand und eventuelle Behandlungsmöglichkeiten für dein Pferd abstimmen. Bist du unsicher, welche Fütterung die richtige für dein PSSM Pferd ist, beantworten dir die Pavo Fütterungsexperten gerne alle deine persönlichen Fütterungsfragen.  

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