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Hufrehe durch Zucker und Stärke?Für viele Pferdeliebhaber gehört die Hufrehe zur Albtraum-Diagnose. Die schmerzhafte Erkrankung des Hufes betrifft in den letzten Jahren immer mehr Pferde. Und nicht nur unsere Tiere leiden unter der Entzündung – auch wir Reiter fühlen mit und wollen unserem Pferd natürlich etwas Gutes tun. Daher ist es wichtig, die Rehe schnell zu erkennen, sie optimal zu behandeln und bereits im Vorfeld das Risiko mit einer sorgfältigen Vorbeugung einzudämmen. Was ist Hufrehe? Eine Hufrehe ist eine Erkrankung der Verbindungsschicht zwischen Hornkapsel und Hufbein, also des Hufbeinträgers. Es entsteht eine starke Entzündung der Huflederhaut, die anschwillt und die Blutzirkulation im Huf stört. Die starke Schwellung in der Hornkapsel kann sich im Pferdehuf nicht ausbreiten und es entsteht ein hoher Druck im Huf. Dies führt zu einem starken Druckschmerz, der dein Pferd sehr belastet. Schreitet die Entzündung weiter fort, wird der Huf durch die eingeschränkte Blutzirkulation nicht mehr mit den benötigten Nährstoffen versorgt. Der Hufbeinträger kann sich lockern. Ohne Behandlung führt diese schmerzhafte Entzündung zum Absenken des Hufbeines und letztendlich zum sogenannten „Ausschuhen“. Ursachen von Hufrehe bei PferdenWarum ein Pferd an Hufrehe erkrankt, ist noch nicht vollständig erforscht und die Ursachen können vielfältig sein. Tiermediziner gehen davon aus, dass eine Hufrehe in vielen Fällen bei falschen Fütterungsbedingungen entsteht. Auch als Begleiterscheinung von Erkrankungen wie Diabetes oder weiteren Stoffwechselstörungen (z.B. Cushing und EMS), Belastungen und starkem Stress oder Vergiftungen kann eine Hufrehe entstehen. Fütterungsbedingte Hufrehe Welche Rolle spielen Zucker und Stärke bei Hufrehe in der Fütterung? „Hauptverursacher der fütterungsbedingten Rehe ist nach neuesten Erkenntnissen der Mehrfachzucker Fruktan, der im Gras gebildet wird“, erläutert Futterexperte Vincent Hinnen, Mitglied des Pavo Grooming Teams, ein Service-Team aus Experten, die Pferdebesitzern bei Pavo mit kostenlosem Rat zur Seite stehen. Er stützt sich auf Forschungen des australischen Professors Christopher Pollitt.
„Der Zusammenhang zwischen Hufrehe und Eiweiß ist fälschlicherweise hergestellt worden, weil die Krankheit vor allem im Frühjahr auftrat, eine Periode, in der das Gras wächst und viel Eiweiß enthält“, stellt Tierarzt Dr. Jürgen Bartz klar. Der Autor verschiedener Fachbücher ist ebenfalls Mitglied des Pavo Grooming Teams. Die Folgen eines Fruktanüberschusses beim Pferd. Die Schwankungsbreite des Fruktangehaltes im Gras ist erheblich: Bei kühlem, sonnigen Wetter liegt der Wert bis zu 200 x höher als an warmen, wolkenverhangenen Tagen oder Regentagen. Vincent Hinnen warnt: „Die höchsten Fruktankonzentrationen sind bei sonnigem, frostigem Wetter zu erwarten, wenn die Temperaturen nachts unter 5 Grad Celsius gefallen sind, wenn die Wiesen nicht mit speziellem Pferdedünger gedüngt werden oder wenn es extrem trocken ist.
Den weiteren Prozess erläutert Vincent Hinnen in einfachen Worten: „Die teilweise oder nicht verdaute Masse wird in den Dickdarm geschleust, wo rohfaser- und kohlenhydratverdauende Bakterien leben. Durch das Überangebot an Kohlenhydraten vermehren sich diese Bakterien explosionsartig und scheiden als Nebenprodukt Milchsäure aus. Dies verändert den pH-Wert von 7 neutral auf bis zu 6 in den sauren Bereich. Das hat ein Massensterben der rohfaser- und kohlenhydratverdauenden Bakterien zur Folge. Durch das Absterben entstehen Giftstoffe, sogenannte Endotoxine. Gleichzeitig schädigen die sauren Bedingungen die Darmwand. Die Toxine sowie die Milchsäure gelangen in die Blutbahn. Die Folge: der gesamte Organismus wird langsam übersäuert.“ Diese Systematik bedingt zudem die weiteren Vorgänge im Huf: eine akute Huflederhautentzündung entsteht, die dann die häufig irreversible und schmerzhafte Hufbeinsenkung und -rotation auslösen kann. Mit anderen Worten: Hufrehe kann die Folge eines permanenten Zucker- und Stärkeüberschusses sein. Wann ist die Gefahr einer Hufrehe durch einen Fruktan-Überschuss am höchsten? Wie viel Energie in der Pflanze zwischengelagert wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem von der Intensität der Sonneneinstrahlung, Wärme, Tageszeit und Pflanzenart: Sonne mit Wärme bedeuten Pflanzenwachstum und wenig verbleibendes Fruktan im Gras. Sonne und Kälte bewirken eine hohe Photosynthese-Rate, dennoch wächst die Pflanze nicht oder wenig – überschüssige Energie wird in Form von Fruktan (90%) und Stärke gespeichert.
Weitere Ursachen von Hufrehe bei Pferden Einige Studien zeigten, dass Pferde mit Diabetes – also Pferde, die an einer Insulinresistenz leiden – ein erhöhtes Risiko auf die Entstehung einer Hufrehe haben. Bei einer Insulinresistenz wird der aufgenommene Zucker, trotz einer stark erhöhten Insulinproduktion, nicht in den Zellen eingelagert. Der andauernd hohe Insulinspiegel kann dann eine Hufrehe auslösen. Zu dicke Pferde, die z.B. unter dem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS) leiden, sowie Pferde mit dem Equinen Cushing Syndrom haben oft Diabetes als Begleiterscheinung. Diese beiden Erkrankungen gehen daher nicht selten aufgrund der Insulinresistenz und der Freisetzung von entzündungsfördernden Stoffen aus dem Fettgewebe mit Hufrehe einher. Die Hufrehe wird somit letztendlich auch hier durch eine nicht an die Insulinresistenz angepasste Fütterung verursacht. Bekannt ist auch die sogenannte Belastungsrehe. Ständiges Stehen auf hartem Boden und viel Stress können dein Pferd sehr stark beanspruchen. Kommt noch eine Verletzung am Bein oder Huf hinzu, kann das Risiko einer Hufrehe steigen. Wenn dein Pferd seine Hufe nicht mehr optimal entlasten kann, entsteht Druck im gesamten Hufmechanismus und weniger Blut wird durch die Gefäße des Hufes geleitet. Die bekannte Unterversorgung tritt auf und eine Hufrehe entsteht. Eine Vergiftungsrehe entsteht häufig durch giftige Pflanzen wie Eibe oder Bergahorn, aber auch Schimmelpilzen im Futtermittel bringen den Organismus des Pferdes stark durcheinander. Wie bei der futterbedingten Rehe übersäuert der Organismus des Pferdes und beeinflusst die Entstehung einer Entzündung im Pferdehuf. Symptome und erste Hilfe Maßnahmen bei HufreheOft beginnt die Hufrehe mit ersten, leichten Symptomen die für dich vielleicht nicht ganz so eindeutig sind. Wenn du dein Pferd aber genau beobachtest, kannst du Anzeichen für eine Rehe schnell erkennen. Typische Symptome bei Hufrehe:
Ein Reheschub verursacht enorme Schmerzen bei deinem Pferd. Verständige daher umgehend deinen Tierarzt, wenn du die genannten Symptome erkennst. Weitere erste Hilfe Maßnahmen bei Hufrehe: Nachdem du deinen Tierarzt verständigt hast, steht die Unterstützung und Schmerzlinderung deines Pferdes an erster Stelle.
Sobald dein Tierarzt eingetroffen ist, wird er dein Pferd anhand der gezeigten Symptome untersuchen. Ist der Status der Hufrehe nicht ganz sicher oder möchte dein Tierarzt feststellen, wie weit die Hufrehe bereits fortgeschritten ist, wird er eine Röntgenuntersuchung durchführen. Ist die Diagnose erfolgt, wird dein Tierarzt dir die optimale Behandlung vorstellen. In der Regel wird Hufrehe beim Pferd über orthopädische Maßnahmen behandelt. Es ist auch möglich, dass ein Teil des Hufs abgeraspelt wird. Das ist nichts Schlimmes für dein Pferd, sondern hilft dabei, den Huf zu entlasten. Gipsverbände und Hufschuhe können zum Einsatz kommen. In vielen Fällen werden auch schmerzstillende und durchblutungsfördernde Medikamente eingesetzt. Wurde die Hufrehe schnell erkannt, kannst du oft schon nach wenigen Tagen mit einer Besserung rechnen. Sobald die Lahmheit verschwindet und sich das Hufbein nicht verlagert, gilt die Hufrehe als geheilt. Bei einer weit fortgeschrittenen Hufrehe kann die Behandlung auch mehr als ein Jahr Zeit in Anspruch nehmen. Weitere Komplikationen wie Knochenentzündungen können entstehen und dein Pferd stark belasten. Daher sollte es essentiell sein, die Hufrehe schnell zu erkennen und fachgemäß von deinem Tierarzt behandeln zu lassen. 5 Tipps zur Fütterung bei reheanfälligen Pferden Du kannst dein reheanfälliges Pferd mit den folgenden Tipps optimal unterstützen.
Vorbeugende Maßnahmen bei hufrehegefährdeten PferdenEine optimale Vorbeugung ist essentiell, damit dein Pferd erst gar nicht an Hufrehe erkrankt. Mit den folgenden Tipps kannst du das Risiko einer Rehe senken:
Sollte dein Pferd besonders „fühlig“ sein, bevorzuge beim Reiten weiche Untergründe. Eventuell bietet sich auch die Nutzung von Hufschuhen bei Ausritten ins Gelände an – oder es kann sogar ein Hufbeschlag erforderlich sein. Sorge grundsätzlich in der Box und im Paddock für nachgebende, weiche Untergründe.
Sieh dir das Video an! Pavo Webinar: Hufrehe Management & Fütterung Schau dir jetzt unser kostenloses Webinar an. Wenn dein Pferd unter akuter Hufrehe leidet, hat es sehr große Schmerzen. In diesem Webinar erläutert unsere Fütterungsexpertin Jessica Beißmann, wie Hufrehe entstehen und worauf du beim Mangement und der Fütterung achten solltest. Denn das richtige Management und Fütterung sind essenziell, um ein Pferd vor einer erneuten Erkrankung an Hufrehe bestmöglich zu schützen. Lies auch:
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