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Dr. Patricia Sitzenstock
28 juli 2023 Lesezeit 5 Minuten

Fruktan im Gras - Wissenswertes zur Pferdeweide

Was ist eigentlich Fruktan? Bei Fruktan handelt es sich um ein langkettiges Kohlenhydrat, das einer Pflanze als kurzzeitiger Energiespeicher dient. Fruktan ist aus dem Einfachzucker Fruktose aufgebaut.

Bei der Photosynthese wandelt die Pflanze Wasser (H2O) und Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre mit Hilfe von Lichtenergie und Chlorophyll in Glucose, Wasser und Sauerstoff um, wobei auch Energie frei wird. Sauerstoff und Wasser werden wieder an die Atmosphäre abgegeben. Die Glucose und die zusätzliche Energie nutzt die Pflanze zum Wachsen.

Kann die Pflanze jedoch aus einem bestimmten Grund, z.B. durch Kälte oder Wassermangel, nicht wachsen, wird die Energie in Form von Fruktan in der Pflanze zwischengespeichert. Das Fruktan wird dann überwiegend im Stängel der Pflanze eingespeichert, bis der Wachstumsprozess stattfinden kann.

Welche Faktoren beeinflussen den Fruktangehalt von Weidegras?

Hauptsächlich beeinflussen Temperatur, Wasserverfügbarkeit und Lichtverhältnisse den Fruktangehalt im Gras. Pflanzen benötigen Sonnenlicht, um Photosynthese betreiben und Energie produzieren zu können.

Je wolkenloser und sonniger der Tag ist, desto effektiver ist die Photosynthese. Nachts können die Pflanzen hingegen auf Grund von Lichtmangel keine Photosynthese betreiben. In diesen Zeiten kann die benötigte Energie nicht aktiv in der Pflanze hergestellt werden, sondern wird in Form der eingespeicherten Fruktane genutzt.

Ist es sonnig und warm, kann eine Pflanze effektiv Photosynthese betreiben, aktiv Energie produzieren und wachsen. Herrschen kalte Temperaturen, wird der Wachstumsprozess der Pflanze gestört. Die Konsequenz: Die produzierte Energie wird als Fruktan eingespeichert, bis das Pflanzenwachstum bei wärmeren Temperaturen fortgesetzt werden kann. Daraus schließt sich, dass der Fruktangehalt im Gras an sonnigen aber gleichzeitig kalten Tagen am höchsten ist.

Am niedrigsten ist der Fruktangehalt bei warmem Wetter mit bedecktem Himmel oder Regen. In diesem Fall muss die Energie für das Wachstum nun aus den eingespeicherten Fruktanen generiert werden.

Folgende Tabelle gibt dir eine Übersicht über den Fruktangehalt bei verschiedenen Witterungsbedingungen:

Jahreszeit Wetter Fruktangehalt

Kältere Monate

September bis Mai

Tagsüber: Sonne Sehr hoch
Nachts: Frost (unter 8 Grad)
Tagsüber: Bewölkt Mittel
Nachts: Frost (unter 8 Grad)
Tag + Nacht über 8 Grad Gering
Tag + Nacht unter 8 Grad Hoch

Wärmere Monate:

Mai bis September
Tagsüber: Sonne Mittel
Nachts: warm
Tagsüber: Bewölkt Gering
Nachts: Bewölkt
Tagsüber: Regen Gering
Nachts: Regen
Lange Trockenperiode Hoch

Zusätzlich zu den Temperaturen und Lichtverhältnissen spielt auch die Art des Grases eine Rolle für den Fruktangehalt. Hier kann zwischen fruktanarmen und fruktanreichen Gräsern unterschieden werden.

Als fruktanarme Gräser gelten beispielsweise Rotschwingel, Knaulgras, Wiesenlieschgras. Fruktanreiche Gräser hingegen sind Wiesenschwingel und Deutsches Weidegras. Für Pferde gibt es auch spezielle fruktanarme Grassamenmischungen, die zur Neueinsaat, aber auch zur Nachsaat verwendet werden können.

Gute Frage: Dürfen Pferde eigentlich gefrorenes Gras fressen?

Einzig im Hinblick auf die Temperatur ist gefrorenes Gras prinzipiell ungefährlich für dein Pferd.  Dieses taut oft schon beim Kauen auf und erreicht den Magen nicht in Minustemperaturen. Gefrorenes Gras (Tag + Nacht unter 8 Grad) verfügt allerdings über einen hohen Fruktangehalt.

Daher ist es vor allem für empfindliche und stoffwechselerkrankte Pferde zu vermeiden. Aber auch gesunde Pferde sollten gefrorenes Gras nur in geringen Mengen aufnehmen.

Wieso viele Pferdebesitzer Fruktan fürchten 

Einige Pferdebesitzer sehen in Fruktan den Auslöser für viele Krankheiten - und das tatsächlich aus gutem Grund. Zu viel Fruktan kann den Organismus deines Pferdes stark belasten.

In erster Linie wirkt sich ein Fruktanüberschuss negativ auf den Verdauungstrakt aus. 

Kohlenhydrate, wie Fruktane, werden vom Pferd hauptsächlich im Dünndarm aufgespaltet, um hieraus Energie zu generieren.

Übersteigt die Fruktanaufnahme die Verdauungskapazität des Dünndarms, gelangen unverdaute Kohlenhydratrückstände in den Dickdarm und belasten hier die empfindliche Darmflora. Es entstehen Gase und Toxine, welche zusätzlich die Darmschleimhaut angreifen. Durchfall, Kotwasser und eine allgemeine Schwächung des Immunsystems können dann die Folge sein.

Zudem wird die Leber deines Pferdes durch entstandene Toxine belastet, da es an ihr liegt, den Pferdekörper zu „entgiften“.

Zudem wirkt sich die Fruktose auf die Insulinreaktion deines Pferdes aus. Bekommt dein Pferd über längere Zeit zu viel Fruktose, kann dies zu einer Insulinresistenz und damit zu Stoffwechselerkrankungen wie Cushing oder EMS führen.

Auch bei Pferden, die zu Übergewicht neigen, kann die dauerhafte Fütterung zu hoher Fruktangehalte zu einer Verschlechterung des Zustandes und zu Folgeerkrankungen führen.

Zu viel Fruktan kann also bei jedem Pferd zu gesundheitlichen Problemen führen. Besondere Vorsicht ist bei empfindlichen und übergewichtigen Pferden geboten.

Achte auch unbedingt auf ein langsames Anweiden und vermeide plötzliche Futterumstellungen, um den sensiblen Verdauungstrakt deines Pferdes nicht zu überfordern.  

Löst Fruktan wirklich Hufrehe aus?

Die Aufnahme von großen Mengen fruktanhaltigem Gras über mehrere Tage kann den Magen-Darm-Trakt deines Pferdes stark belasten. Die dadurch entstehenden Gifte können über die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen und in den Kapillaren der Huflederhaut eine Entzündung hervorrufen. Es entwickelt sich also eine fütterungsbedingte Hufrehe.

Vor allem bei empfindlichen, vorgeschädigten oder auch übergewichtigen Pferden reichen bereits geringe Mengen Fruktan aus, um einen Reheschub auszulösen. Achte also auf einen möglichst niedrigen Fruktangehalt im Weidegras und begrenze ggf. die Weidezeit.

Besonders wichtig ist in Zeiten, in denen viel Fruktan in den Pflanzen eingespeichert wird: Achte hier besonders auf ein zuckerarmes Heu sowie kohlenhydrat- und zuckerreduziertes Kraftfutter.

Sind Pferde nicht von Natur aus dazu gemacht, den ganzen Tag viel Gras zu fressen?

Es stimmt, dass Weidegras den Hauptbestandteil des Speiseplans der Wildpferde ausmacht. Allerdings haben sich die Nährstoffgehalte des Weidegrases im Laufe der Jahre geändert. Grasmischungen für Weideland sind meist auf die Milchviehwirtschaft ausgelegt. Sie enthalten energie-, protein- und kohlenhydrathaltige Grassorten, die für Pferde nicht immer optimal sind.

Deshalb hält sich immer noch hartnäckig die Meinung, dass Pferde möglichst auf extensiv bewirtschafteten Flächen weiden sollen. Jedoch sind hier die Nährstoffangebote durch ausgelaugte, nicht gedüngte Flächen oft zu gering. Hierbei ist der Gräserbestand durch Beikräuter „verunreinigt“, was für Pferde ebenfalls nicht optimal ist. Um dem Bedürfnis der Pferde nach langen Fresszeiten gerecht zu werden, verwende unbedingt Grassamen speziell für Pferdeweiden mit fruktanarmen Grassorten für die Neueinsaat oder Nachsaat.

Bewusster Weidegang ist abhängig vom Fruktangehalt

Um deinem Pferd eine unbeschwerte Weidesaison zu ermöglichen, ist es sehr wichtig, den Weidegang vom aktuellen Fruktangehalt abhängig zu machen. Ein angepasstes Weidemanagement kann dir bereits vorab dabei helfen, den Fruktangehalt auf deiner Weide zu beeinflussen:

  • Dünge deine Weide im Frühjahr

Wenn du deine Weide im Frühjahr düngst, fördert dies das Pflanzenwachstum. Wächst die Pflanze schneller, benötigt sie mehr Energie und kann weniger Fruktan zwischenspeichern.

Um umweltschonend und bedarfsgerecht zu düngen, eigenen sich Bodenproben. Entsprechend der Ergebnisse kann dann der passende Dünger ausgewählt werden. Hier hilft die LUFA gerne weiter. Falls es dir nicht möglich ist, Bodenproben zu ziehen, wähle einen Dünger speziell für Pferdeweiden.

  • Auf fruktanarme Grasmischungen achten

Sähst du deine Pferdeweide neu ein? Dann wähle Grasmischungen mit fruktanarmen Grassorten wie z.B. Rotschwingel, Knaulgras, Wiesenlieschgras. In speziellen Mischungen für Pferdeweiden wird dies schon berücksichtigt.

  • Gib abgegrasten Flächen genügend Erholungszeit

liegt nah zu denken, dass hohe, satte Pferdeweiden einen höheren Fruktangehalt haben als abgegraste. Allerdings ist es genau umgekehrt. Eine vertrocknete, abgegraste Weide sieht für uns zwar sehr energiearm aus, je kürzer die Pflanze jedoch ist, desto schneller will sie wachsen und produziert demnach viel Energie. Wird diese nicht benötigt, z.B. weil es zu trocken ist, wird Fruktan vor allem im Stängel gespeichert, da hier die Wachstumszone der Pflanze ist.

 Im Blatt dagegen ist kaum Fruktan enthalten, da es hier nicht benötigt wird. Dein Pferd nimmt daher bei höherem Gras je Kilo weniger Fruktan auf.

Gib trockenen, gestressten Grasflächen daher ausreichend Regenerationszeit, bevor du dein Pferd wieder dort weiden lässt.

Zudem ist es sehr hilfreich, den Weidegang deines Pferdes den jeweiligen Witterungsbedingungen anzupassen. Weide dein Pferd zum Beispiel erst an, wenn die Gräser vor der Blüte stehen und das Fruktan, welches sich über die kalten Monate eingespeichert hat, bereits für das Wachstum eingesetzt wurde.

Zudem ist es sehr hilfreich, den Weidegang deines Pferdes den jeweiligen Witterungsbedingungen anzupassen.

Weide dein Pferd zum Beispiel erst an, wenn die Gräser vor der Blüte stehen und das Fruktan, welches sich über die kalten Monate eingespeichert hat, bereits für das Wachstum eingesetzt wurde.

Stelle dein Pferd nach kalten Nächten nicht gleich am Morgen auf die Weide. Bei extremer Hitze und Trockenheit und kurz gefressenem Gras ist es außerdem empfehlenswert, die Weidezeit zu verringern. In dieser Zeit speichert das Gras vermehrt Fruktan ein.

Hilfreich ist hier auch, Heu auf der Weide zuzufüttern. Auch im Winter und bei Frost ist die Aufnahme von großen Mengen Gras eher zu vermeiden.

Zusätzlich unterstützen kannst du dein Pferd mit Ergänzungsfuttermitteln für Magen und Darm. Diese bringen die Darmbakterien wieder ins Gleichgewicht und unterstützen so eine gesunde Verdauung. Auch Raufutterprodukte mit präbiotischem Effekt können sich positiv auf den Magen-Darm-Trakt deines Pferdes auswirken. Vermeide unbedingt schnelle Futterumstellungen und weide dein Pferd langsam an, um den Verdauungstrakt schonend an ein neues Futtermittel zu gewöhnen.

Ist Fruktan auch im Raufutter enthalten?

Ja, Fruktan ist auch im trockenen Raufutter enthalten. Besonders die Witterungsbedingungen des Schnittzeitpunkts entscheiden hier über den Fruktangehalt. Ein niedriger Fruktangehalt im Raufutter ist vor allem für empfindliche und stoffwechselerkrankte Pferde zu empfehlen.

Schneidest du dein Heu selbst, kannst du hier nachlesen, wie du den Fruktan-, bzw. Zuckergehalt im Raufutter niedrig halten kannst.